Neunburg eine slawische Siedlung ?

von Peter Pauly

Neunburg vorm Wald. Viele Ortsnamen haben Jahrhunderte überlebt. Die Menschen, die ihnen den ursprünglichen Namen gegeben hatten, sind vernichtet oder von Neuankömmlingen assimiliert worden oder zogen weiter und siedelten woanders. Cham und Chambs zum Beispiel haben ihre Namen aus dem Keltischen, sie stammen von "kambos", dem keltischen "krumm" ab.

 Spuren der Slawen

Auch Slawen haben ihre Spuren in unserer Region hinterlassen. Neueste Forschungen gehen davon aus, dass sie schon im siebten Jahrhundert hier siedelten. Der Bamberger Archäologe Dr. Hans Losert grub in Großprüfening, in der Nähe des alten bajuwarischen Herzogsitzes in Regensburg, ein slawisches Gräberfeld aus. Dies lässt auf ein friedliches Nebeneinander von Slawen und Bajuwaren, später auch Franken schließen.

Die Erforschung der Ortsnamen bestätigt diese Funde. Teunz, auf slawisch "Tynici", ist eine Ableitung von "tynu", d.h. "Umzäunung,Burg". Rötz lässt sich vom slawischen "reca" - bzw. dessen Verkleinerungsform - herleiten und bedeutet "Flüsschen". Katzdorf wurde von Choden besiedelt, die dem Ort den Namen gaben: Chodendorf, Chaedsdorf; wobei der Lautwechsel von "o" zu "a" der oberpfälzer Mundart entspricht. Die Winden oder Wenden, das sind Slawen, gaben manchem Ort, der mit "Windisch" oder einer Ableitung davon beginnt, den Namen. Dazu mag auch V(W)enedig bei Nabburg gehören.

Bei Kröblitz kann es sich um die Ableitung der Nachsilbe "-ici" von einem Personennamen handeln. Der dazugehörige Name geht dann auf das slawische "krepu", "stark", "kräftig" zurück. Die Bedeutung wäre: "Siedlung der Leute des Stark". Der Eigenname könnte aber auch vom alttschechischen "krepel", d.i. "Wachtel" kommen. Selbst im Deutschen wurde "Wachtel" als Namen an kleine, flinke Menschen vergeben. Aber auch "Ort, wo es Wachteln gibt", kommt als ursprüngliche Bedeutung für Kröblitz in Frage.

Dürnitz - Gürnitz

Den Ursprung des Namens Kröblitz hatte uns auf Anfrage Dr. Wolfgang Janka von der Universität Regensburg (Bohemicum) erklärt. Dürnitz oder Gürnitz nennen die Neunburger ihre Burg. Und Janka erläuterte weiter, dass das Wort "Dürnitz" ein Lehnwort aus dem Slawischen sei. Es ist eine Ableitung von "dviri" "Tür", lässt aber nicht auf eine slawische Siedlung schließen. Im Mittelalter wurde allgemein der beheizbare Teil einer Burg Dürnitz oder Dörnze genannt.

Spannend wird es bei unserer Frage nach "Gürnitz". "Sollte aber Gürnitz der ursprüngliche Name der Burg sein", formuliert Janka vorsichtig, "l„ge wohl eine slawische Benennung vor, deren Grundform - unter Vorbehalt...als Gorinica  `auf oder an einem Berg gelegener Ort, Gewässer, Siedlung usw.'  zu slawisch  `gora'  Berg, erschlossen werden kann."

Da zu diesen frühen Zeiten eine Bebauung immer verteidigt werden musste, hat man sie nicht nur auf Höhen angesiedelt - sondern sie auch mit einem, meist von Palisaden gekrönten Wall umgeben. Das könnte die erste Burg gewesen sein, denn Neunburg, die neue Burg, braucht ja eine Vorgängerin, eine alte Burg.

 

Text:
Peter Pauly

Bild:
"Slawischer Verteidigungswall mit Palisaden"
aus D‚jiny "Cesoslovenska" S. 41

 

Bilder und Text Umsetzung in HTML:
Michael Fleischmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

^ nach oben ^            zur Portalseite Geschichte          zur Startseite