|
- 1352 wurde
Ruprecht in Amberg geboren - von Peter Pauly Ungeheuerlich und einmalig: Kurfürsten luden den König vor: Wenzel, aus dem Hause Luxemburg, sollte sich für seine Faulheit, für die Vernachlässigung des Heiligen Römischen Reiches und auch für seine Trunksucht rechtfertigen. Als er nicht erschien, wurde er abgesetzt. Im Jahre 1400 körten die rheinischen Kurfürsten den 1352 in Amberg geborenen Pfalzgraf Ruprecht zum neuen deutschen König. Dieser Wittelsbacher hatte es von Anfang an schwer, sich durchzusetzen: Wenzel verzichtete nicht auf die Krone; die Kirche, die sich als Königsmacherin gab, stimmte der Wahl nur zögernd zu; die Kaiserkrone konnte Ruprecht nicht gewinnen; die Fürsten und Städte des Marbacher Bundes opponierten. Der neue Herrscher musste weitere Legitimationen suchen, andere Zeichen dafür finden, mit Recht der königlichen Würde teilhaftig geworden zu sein. Man kann sich heute die Bedeutung solcher Sinnbilder in der damaligen Zeit kaum vorstellen. Die Obere Pfalz war Ruprecht wichtig, sie gewann außerdem durch ihre Nähe zu Prag an Bedeutung. So lies er am Eingang zur Stadt Neunburg, auf der rechten Seite auf dem Weg zur Burg, Steine mit bedeutungsvollen Symbolen anbringen. Ein paar sind erhalten: Der staufische Adler, der Pfälzer Löwe, das Wappen von Aragon, der Schuh und ein Turnierhelm. Welche Bedeutung hatten nun diese Wappen Staufischer Adler Der schwarze Adler auf goldenem Grund mit Schnabel und Krallen in Rot galt seit den Staufern als Zeichen des Herrschers. "Mit offnen Flügeln bot das schöne Bild sich vor mir dar" (Dante). Konnte Ruprecht über die allgemeine Symbolik hinaus Kontinuität zu den Staufern herstellen? Ihr letzter bedeutende Kaiser war Friedrich II. gewesen, das "Staunen der Welt". Sein Reich hatte von der Ostsee bis nach Sizilien gereicht. Nach seinem Tod rief der Papst: "Rottet aus Namen und Leib, Samen und Spross dieses Babyloniers!" Das Oberhaupt der Kirche fand einen willfährigen Verbündeten: Karl von Anjou, den Bruder des französischen Königs. Ihn belehnte der Papst mit Sizilien und Neapel. Mit irrsinnigem Blutdurst rottete Karl nach seinen Siegen alles Staufische aus, dessen er habhaft werden konnte: Er ließ die, welche nicht das Glück hatten, vorher umgekommen zu sein, jagen, jahrzehntelang angekettet einkerkern, köpfen oder hängen. Als Konradin, Herzog von Schwaben und König von Jerusalem, Enkel des großen Kaisers enthauptet wurde, soll ein schwarzer Adler vom Himmel herab gestoßen sein. Er tauchte seine rechte Schwinge in das Blut des Toten und entschwand wieder nach oben. Man wartete auf sein Wiederkunft. Diesen staufischen Adler lieá Ruprecht am Neunburger Turm anbringen. Die Adler von Aragon Und tatsächlich, ein Glied der Staufer hatte in Aragon überlebt: Konstanze, die Tochter König Manfreds, des Sohns Friedrichs, hatte Peter III. König von Aragon geheiratet. Der Zorn des Tyrannen Karl von Anjou wurde zu groß: "Die üble, das Volk verbitternde Regierung", schreibt Dante, habe "in Palermo Metzelei verursacht". Er spielt damit auf die Sizilianische Vesper an, in der 1482 die Franzosen aus Sizilien vertrieben wurden. Man sehnte sich nach der "süßen Herrschaft" der Staufer zurück. Peter, mit dem Beinamen der Große, wurde nun auch König von Sizilien. Er war der Großvater mütterlicherseits von König Ruprecht. Stolze Ahnen also, wert deren Wappen mit den Adlern am Neunburger Turm zu zeigen. Der Pfälzer Löwe Seit 1214 hatten die Vorfahren Ruprechts das Amt des Pfalzgrafen inne. Der galt als erster unter den Fürsten und des Kaisers stellvertretender Richter. Klage gegen den Kaiser konnte beim Pfalzgrafen geführt werden. Er war außerdem Reichsvikar (Vertreter des Herrschers) und Kurfürst. Ruprecht war auch nach seiner Wahl zum König noch Pfalzgraf. So erschien selbstvertändlich auch der Pfälzer Löwe am Neunburger Turm. Der Wappenstein mit den Wecken, die das Haus Wittelsbach 1242 nach dem Aussterben der Grafen von Bogen übernommen hatten, ist wohl verloren gegangen. Schuh Zwar sagte man, von den Karolingern und den Luitpoldingern würden die Grafen von Scheyern abstammen. Aber erst 1079 treten sie aus dem Dunkel der Geschichte hervor. Ihre Stammburg lag südwestlich von Pfaffenhofen an der Ilm. Seit 1115 nannte sich das Geschlecht nach seiner bei Aichach erbauten neuen Burg "Wittelsbach". Die Scheyern-Wappen bestanden entweder aus einem silbernen Schild mit einem roten waagrechten Sparren. Oder aus einem schwarzen Schuh mit roten Bündern. Von den Wittelsbachern des beginnenden 15.Jahrhunderts ist bekannt, dass sie die zu dem Schuh gehörenden Sage ihrer Vorfahren liebten und sie haben "vil und offt aufmalen lassen" (Pfalzgraf Johann, der Sohn Ruprechts, nahm den Schuh sogar in sein Siegel auf): Graf Ekkehard I. soll auf der Kreuzfahrt immer zwei schwarze Bundschuhe mit roten Riemen getragen und vor seinem Zelt stets einen solchen Schuh aufgesteckt haben. Leider war jener Graf Ekkehart I. auf den der Namen "Bundschuh" zurückgeführt wird, 1096 bei Beginn des ersten Kreuzzuges schon tot. Einige Heraldiker vermuten ohnehin, dass sich hinter dem geheimnisvollen Schuh ein Frauenschuh verbirgt, eine Stiefelette. Die Wittelsbacher vertrauten aber lieber der Bundschuh-Sage. Helm Im Spätmittelalter tobte der Kampf um die Frage: Altadel? Neu- oder Briefadel? Verbürgerlichter Stadtadel? Skurrile Vorgänge verdeutlichen das. So kam es zu einem "Aufstand" in einem adligen Damenstift, als die ersten Frauen aus dem Briefadel dort erschienen. Dem Münchner Wittelsbacher Albrecht III. wurde die Teilnahme an einem Turnier verwehrt, weil er in unstandesgemäßer Ehe die bürgerliche Agnes Bernauer geheiratet hatte. Altadlige ließen Turniere platzen, um Neuadligen keine Gelegenheit zu geben, daran teilzunehmen. Mancher wurde zum Adelsturnier nicht zugelassen, weil er seine Altvorderen nicht dokumentieren konnte. Turniere hatten ihren "Manövercharakter" längst verloren und dienten nicht mehr als Übung für den Kampf. Waren ihre Anlässe auch Vertragsabschlüsse oder Hochzeiten, dienten sie jetzt den Edelleuten, die sonst in ihren Burgen saßen, als geeignete Plattform für gesellschaftliche Kommunikation. Sie konnten sich kennenlernten, Freundschaften schließen, Heiraten absprechen und schließlich von ritterlich-adliger Art (gentylesa) erfahren. An diesen Turnieren durften nur Adlige mit eindeutigem Ahnennachweis teilnehmen. Kriegshelme dieser Zeit waren glatt, so dass Schwerthiebe daran abglitten. Der Kopfschutz mit dem Turnierkragen und den Büffelhörnern am Neunburger Turm ist also ein Turnierhelm. Er wird hier zum Synonym für Turnierfähigkeit und somit für uralten, unzweifelhaften Adel. Betrat der Besucher Neunburg, erblickte er also rechter Hand den Turm mit den "politischen" Wappen, die jetzt im Neunburger Schloss ausgestellt sind (Museum). Links sah er das von Ruprecht schon in seiner Kurfürstenzeit gestiftete Spital. Nicht umsonst hatte der Amberger den Beinamen "Clem", der Gütige. Ein weiteres wichtiges Indiz seines Rechtes, König zu sein. Text: Bild: Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Neunburg, Georg Hager 1906, Bilder und Text Umsetzung
in HTML:
|
|
|