Die Spitalkirche in Neunburg vorm Wald

von Peter Pauly


Kurfürst Ruprecht III. von der Pfalz, der auch über die Obere Pfalz herrschte, stiftete - zwei Jahre bevor er deutscher König wurde - der Stadt Neunburg ein Spital. Nicht umsonst gab man diesem Fürsten den Beinamen Clemens, d.h. der Großmütige. Einer der meistbenutzten Wege nach Pilsen und Prag ging damals durch Neunburg, so sah jeder Reisende beim Betreten der Stadt innerhalb der Anlage des Unteren Tors dieses von Ruprecht gestiftet Spital. Von Anbeginn an wurde für die Spitalkirche das Patrozinium des dem Hl. Geistes gewählt, der als Verkörperung christlicher Nächstenliebe und als helfender Tröster der Armen und Kranken galt.

 

Bemerkenswerte Urkunden

Ruprechts Stiftungsurkunde stammt aus dem Jahr 1398. Das Spital sollte dienen "armen und siechen Leuten, die sich ihrer Krankheit halber mit Arbeit in dieser Welt nicht (zu) ernähren (ver)mögen, zu Trost und zu Heil." Ein Krankenhaus also sowie ein Alten- und Pflegeheim für die Armen. Der Pfalzgraf gab dazu Güter, Höfe, Felder, Wiesen oder Wälder, deren genauer Umfang uns nicht mehr bekannt ist, spätere weitere Zuwendungen hingegen sind teilweise belegt.

Spitäler des Spätmittelalters waren in der Regel sehr reich, verfügten über größere liquide Geldbeträge, liehen der Stadt oft Geld, manche Historiker bescheinigen ihnen sogar "die Funktion...einer kommunalen Sparkasse". Dies verbot Ruprecht. Als wichtige Klausel verpflichtet deshalb der Stifter die "Burger zu Neunburg, daß sie daselbe Spital und sein Zugehör nicht beschweren mit keinen Sachen". Die Neunburger haben es mit aller Macht gegen alle zu schützen, die ihm schaden wollen. Ihnen wird befohlen, "das sie (sich) das ehegenante Spital lassen empfohlen sein." Und so besteht die Stiftung noch immer, heute zugunsten des Marienheims.

Ein Bild der spätmittelalterlichen Kirche vermittelt die Schaffung der Prediger-Stelle an der Spitalkirche. Königin Elisabeth stiftet 1405 Güter zur Finanzierung eines Geistlichen, der aber muss sein "Meister...in den sieben freien Künsten", wir würden heute sagen, er muss studiert haben. Bemerkenswert in einer Zeit, in der sich der tschechische Reformator Jan Hus über den erbärmlichen Bildungsstand der Priester ereiferte.

Auch spätere religiöse Fragen betreffen die Kirche. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Kirche in den Wirren der Reformationszeit, in der die Stadt mehrfach den Glauben wechseln musste, als Ausweichkirche der gerade nicht offiziell sanktionierten Konfession diente. Am Eingang zur Sakristei ist ein Epitaph für Wolfgang Ankerbrand, den vierten Benifizianten nach der Rekatholisierung, eingelassen(1788). Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil, das die Unfehlbarkeit des Papstes zum Dogma erhoben hatte, gab es in Neunburg eine starke altkatholische Gemeinde, die dieses Dogma ja nicht anerkannte. Da die Spitalkirche der Stadt gehörte, konnte sie von den Altkatholiken genutzt werden.

 

Der Bau

An der Stelle des Spitals stehen heute andere Baulichkeiten, nur die Kirche hat die Jahrhunderte überlebt. Sie ist ein spätgotischer Bau. Der Chor wurde nicht mittig angebracht, die Unregelmäßigkeit ihres Grundrisses rührt wohl daher, dass man den zur Verfügung stehenden engen Bauplatz bestmöglich nutzen musste. Oft wurde mit einem schrägen Chor aber auch das geneigte Haupt des sterbenden Christus symbolisiert. Das Langhaus hat zwei Joche mit Kreuzrippengewölben. Die Gewölbe sind profiliert, im Chor ruhen sie auf ebenfalls profilierten Kragsteinen, im Langhaus auf schmächtigen. Steinerne Rosetten bilden schöne Schlussteine, im Nordostteil des Chores zeigt der Schlussstein ein Christushaupt. Die ursprünglich fünf oder sechs gotischen Spitzbogenfenster sind nicht mehr erhalten.

 Laut alten Urkunden war der Altar ursprünglich der hl. Ursula geweiht. An diese Heilige und ihre Schutzbefohlene, die hl. Kordula, erinnern zwei neuere Glasfenster an der Nordseite. Beide Heilige wurden besonders im Rheinland verehrt, sie kamen aufgrund der "rheinischen" Beziehung Ruprechts in die Obere Pfalz. 1948 wurde der jetzige barockisierende Altar nach einem Entwurf des Amberger Kirchenmalers Weber von Schreinermeister Floritz geschaffen. Das Kreuz am Altar stammt aus älterem Spitalbesitz, die Figuren daneben, Maria und Johannes, schuf Karl Mauermann - ebenso wie die Marienfigur am Chorbogen sowie die Figuren des hl. Joseph und die Herz-Jesu-Statue. (Mauermann hat übrigens auch die Plastik von Pfalzgraf Johann, dem Sohn Ruprechts, geschaffen, auf die der Blick fällt, wenn man die Kirche durch die südliche Tür des Langhauses verlässt.) Das schöne Speisegitter mit Traubenmotiven ist dem 18.Jahrhundert zuzuordnen. Nördlich am Chor schließt sich die erwähnte Sakristei an. An der Westwand sieht man eine zugemauerte Öffnung, möglicherweise der frühere Zugang der Spitalbewohner zur Kirche. Die seelische Betreung war in den Spitälern wichtiger als alles Andere.

Bilder:

Grabstein König Ruprecht mit Königin Elisabeth
Grundriss der Spitalkirche

 

Verwendete Literatur:

Bookmann, Hartmut „Die Stadt im späten Mittelalter“, München 1986;
Hager, Georg „Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz & Regensburg“, München 1906 - München Wien 1983;
Männer, Theo

 

 

Bilder und Text HTML Umsetzung Michael Fleischmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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