Aktionskreis Gesundheit

Ein Beitrag von Peter Wunder, 
Sprecher des AK

Neunburg im Juli 2005

 


Juli 2005

Am 7. August 1905 erfolgte die feierliche Eröffnung und Übergabe des Distriktskrankenhauses in Neunburg vorm Wald. Es hätte also in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern können. Der Aktionskreis Gesundheit wollte an dieses historische Datum mit einer Ausstellung im Foyer des Rathauses erinnern. Da eine ähnliche Dokumentation aber auch im alten Treppenhaus unseres ehemaligen Krankenhauses vorbereitet wird und an diesem Tag dort ein „Sommerfest“ geplant ist, wird der Aktionskreis Gesundheit ab dieser Ausgabe die Geschichte unseres Krankenhauses – beginnend mit dem Gesundheitswesen in früherer Zeit bis zur Herausnahme aus der medizinischen Grundversorgung – darstellen. Als Quellen dienten uns Festschriften, Aufzeichnungen des Herrn Dr. Haio Steffens, eine Arbeit des Landratsamtes sowie zahlreiche Presseberichte und Fotos. Unser Dank gilt den Herausgebern und der Unterstützung von Herrn Kreisheimatpfleger Theo Männer.

I. Das Gesundheitswesen in früherer Zeit

Von einem organisierten und flächendeckenden Gesundheitswesen für Kranke und Behinderte oder von einer Art Sozialhilfe für Arme und Gebrechliche im modernen Sinn kann man wohl bis weit in das 19. Jahrhundert nicht sprechen. Es gab zwar Spitäler, Pfründe-, Siechen- und Armenhäuser sowie Stiftungen, die meist auf die Initiative kirchlicher Institutionen oder von Landesherrn zurückgingen. Das „arme Landvolk“ wusste aber selten davon. Wer Geld hatte, konnte sich einen oder mehrere Medici oder Wundheiler aller Art leisten – meist ohne fundierte medizinische Kenntnisse oder einer Chance auf Heilung. Andere Menschen waren auf Elixiere und Heilkräuter angewiesen, von denen manche noch heute angewendet werden, z. B. Kamille, Salbei, Ringerblume, Johanniskraut und vieles mehr. Einen guten Einblick in diese Zeit vermittelt das Volksschauspiel „Dr. Eisenbart“ in Oberviechtach.

Die Pfalzgrafenstadt Neunburg vorm Wald war damals ihrer Zeit weit voraus. Hier stiftete im Jahr 1398 der Wittelsbacher Pfalzgraf Ruprecht III., der spätere Deutsche Kaiser, ein Spital. In der Stiftungsurkunde heißt es dazu:“ …ein Spital zu Nevnburg auf den Weyer zwischen der Prucken als man zur Sct Jakobskürchen darbey Gehen will, Armen und Siechen Leuthen, die sich ihrer Krankheit mit Arbeit in dieser Welt nit ernähren mögen zu Trost, und hilfen „. Der Spitalkomplex umfasste das eigentliche Spital, die Spitalkirche und die Wirtschaftsgebäude / den Bauernhof. Zum Spital gehörten Felder, Wiesen und Wälder.

Auf dem Merianstich aus dem Jahre 1644 kann man die Spitalgebäude, die sich am Fuß der Burg, an der Schwarzach, aber außerhalb der Stadtmauern befinden deutlich erkennen. Die Stiftung wurde den “…getrewen und liben Bürgern zu ehegenannten Nevnburg...„ übergeben, auf dass sie diese „…furdern mit aller irer macht…„. Deshalb wurde und wird das Spital bis heute von der Stadt verwaltet. 

 



 

Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten vielfältige Zustiftungen. So wird in einem Dokument des Jahres 1414 vom Stiftungsmeister Hanns de Höfler beurkundet, dass, der „Ersame ond weis man Conrad der Tucher, Burger zu Newnburg nach seinem Tod und seyner Hawsfrawen Agnes Tod, den halben Zehend zu Lewbindorf über das ganz Dorf clein und großen, ond den zehent zu Stüczenriet auf etlichen Gütern …“ sowie weitere Liegenschaften der Stiftung mit diversen Bedingungen vermachte.

Bürgermeister Schwarz legte im Jahr 1712 in einer Urkunde fest, dass jährlich insgesamt „12 Heilige Messen“ gelesen werden und er dem Spital dafür jährlich 12 Gulden „abreichen“ wolle.

Eine ständige stationäre Pflege der Armen und Kranken erreichte das Spital erst 1842. Per Vertrag mit dem Staat übernahmen die Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul das Neunburger Spital. Dazu wurden 1839/41 die beiden baufälligen Spitalgebäude abgebrochen und ein neues errichtet. Aus einer Urkunde des Kgl. Bezirksamtes vom 11. Mai 1869 ist zu ersehen, dass der Distriktsgemeinde im „Spital“ zwei Räume als Krankenzimmer zur Verfügung gestellt wurden. Damit wurden im Spital erstmalig Kranken- und Altenpflege getrennt. Weiterhin ist bekannt, dass ab 1876 die Mallersdorfer Schwestern Aufsicht und Pflege übernommen haben.

Sinn und Zweck des Spitals war die kostenlose Aufnahme, Unterkunft und Verpflegung aller armen und gebrechlichen Menschen der unteren Bevölkerungsschichten. Wohlhabende Bürger konnten sich mit Geld, Naturalien oder durch Überlassung von Grundbesitz einen Platz im Spital sichern.

Damit war schon in alter Zeit zu Neunburg – früher als in umliegenden Städten - eine Art gesundheitliche Grundversorgung gewährleistet.

Aktionskreis Gesundheit

 

 


 

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