Aktionskreis zum Erhalt des Neunburger Krankenhauses                                                     Mai 2004

 

Trauer- und Solidaritätsmarsch zur Schließung unseres Krankenhauses

 

Liebe Bürgerinnen und Bürger aus Neunburg und dem Altlandkreis Neunburg,

ein trauriger Anlass ist das heute. Nach fast 100 Jahren wechselvoller Geschichte wird das Kreiskrankenhaus Neunburg vorm Wald nun endgültig geschlossen.

Wir sind hier noch einmal zusammengekommen, um unsere Enttäuschung, aber auch unsere Solidarität mit unserem Krankenhauspersonal zum Ausdruck zu bringen. Herzlichen Dank für Ihr zahlreiches Erscheinen.“ Mit diesen Worten begann unser Bürgermeister seine Rede zur Schließung des Neunburger Krankenhauses.

Nach dem knappen Mehrheitswillen der Kreistagsräte endet für uns Bürger damit die stationäre medizinische Grundversorgung vor Ort. Da kein Ersatz in Form eines Notarztes installiert wurde, gibt es keine örtliche und zeitgerechte Akutversorgung mehr außerhalb der regulären Dienstzeiten.

Immer wieder beeindruckend ist, für welchen Preis Neunburg für die anderen geopfert wurde. In den letzten drei Monaten haben wir einen Verlust von ca. 21.000 €  erwirtschaftet. In den drei anderen Krankenhäusern entstanden im gleichen Zeitraum insgesamt über 780.000 € Verlust. Das sind rein rechnerisch 260.000 € pro Haus – also das 12fache – ob damit die GmbH aus der Verlustzone kommt ist sehr fraglich.

Für die ca. 70 Angestellten unseres Krankenhauses, die in hervorragender Weise bis zuletzt ihren Dienst an uns Menschen leisteten, beginnt eine schwere Zeit – ihnen gilt unsere Solidarität.

Natürlich ist der Hauptverantwortliche für die Entscheidung gegen Neunburg Landrat Liedtke aus Burglengenfeld; er hat sein Amt und seine gesamte Kraft gegen uns eingesetzt. Pikanterweise ist er nun auch noch im Vorstand des Krankenhausfördervereins Burglengenfeld – der Landrat des gesamten Landkreises.

Enttäuschend ist aber auch das Ergebnis der Sitzung des Krankenhausplanungsausschusses Ende März in München. Trotz der verwirrenden Aussagen der Ministerin, hat sich die Schließung des Neunburger Krankenhauses durchgesetzt. MdL Marianne Deml bemüht sich seit dieser Sitzung um eine Klarstellung der Ministerin und ein Sitzungsprotokoll. Welche Rolle die Krankenkassen – allen voran die AOK - spielte werden wir hoffentlich bald erfahren.

Über 8000 Unterschriften und der Protest von Hunderten betroffener Bürger bei den letzten Kreistagssitzungen fanden kein Gehör. Dennoch können wir Bürger von Neunburg und unseren Nachbargemeinden stolz sein. In beispielhafter Solidarität haben sehr viele Menschen, alle unsere Politiker, unsere Pfarrer, unsere Industrie, unsere Verbände und Vereine für den Erhalt unseres Krankenhauses gekämpft. Dieses einmalige „Wirgefühl“ und das gemeinsame Vorgehen sollten wir uns auch für die Zukunft bewahren.

Mit dem Dank an alle Aktiven verband der Bürgermeister die Bitte, das verbleibende ortsnahe Angebot der Fachärzte zu nutzen. Als Bürgermeister und auch im Namen des Aktionskreises mit dem Krankenhausförderverein bat er noch einmal alle Ärzte und alle Entscheidungsträger um enge Zusammenarbeit - nur gemeinsam sind wir stark!

Daten zum Neunburger Krankenhaus

 18. Februar          1903         Beschluss des Distriktrates ein Krankenhaus für den Distrikt Neunburg zu bauen.

27. Mai                 1904         Grundsteinlegung nach Zustimmung der kgl. Regierung der Oberpfalz. Kosten ca. 85.000 Reichsmark

07. August            1905         Feierliche Eröffnung.

                                                Das Distriktkrankenhaus hatte 26 Betten in mehreren Krankensälen, ein Operationszimmer, einen Erholungsraum, zwei Baderäume, Wohn- und Wirtschaftsräume für die Schwestern und ein Hauskapelle zu Ehren der heiligen Elisabeth.

                            1942         Erste größere Sanierungsmaßnahmen für ca. 15.000 Reichsmark.

01. Mai                 1952         Abschluss Erweiterungsbau auf 125 Betten und Modernisierung für ca. 1,1 Mio. DM.

01. Oktober           1972         Abschluss einer weiteren Ausbaustufe für ca. 1,7 Mio. DM. Schließung der Gynäkologie.

                            1989         Beginn einer Generalsanierung.

                            1993         Neuorganisation als Belegkrankenhaus mit Innerer Abteilung und Chirurgie.

11. Mai                 2001         Festakt mit Staatsministerin Christa Stewens zum Abschluss der Sanierungsarbeiten mit einem Gesamtvolumen von 14 Mio. DM.

24. November      2003         Auf Vorschlag des Landrats beschließt der Kreisrat mit 32:29 Stimmen gegen alle friedlichen Bürgerproteste das Neunburger Krankenhaus aus der stationären Grundversorgung herauszunehmen.

05. Februar          2004         Beschluss des Neunburger Stadtrates das Krankenhaus zu übernehmen.

22. März               2004         Landrat Liedtke verhindert Übernahme des Krankenhauses durch Stadt und setzt Schließung durch.

29. März               2004         Krankenhausplanungsausschuss billigt Schließung.

30. April               2004         Das Neunburger Krankenhaus wird endgültig aus der stationären Grundversorgung herausgenommen.

 

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