Aktionskreis Gesundheit

Ein Beitrag von Peter Wunder, 
Sprecher des AK

Neunburg im November 2004

 


 

Liebe Bürgerinnen und Bürger des Altlandkreises Neunburg,

vor einem Jahr, am 24. November 2003, votierten in einer namentlichen Abstimmung 32 der 61 Kreisräte für den Vorschlag des Landrates das Neunburger Krankenhaus aus der Grundversorgung herauszunehmen.

Die Enttäuschung der Neunburger hält zumindest bei den meisten bis heute an und wird durch weitere Hiobsbotschaften – wie der Schließung des Bundeswehrstandortes und weiterer Ämter noch verstärkt. Wir sind nun wirklich Bürger 2. Klasse.

Sogar der mutige Antrag der Neunburger, nach einem einstimmigen Stadtratsbeschluss unser Krankenhaus in Eigenregie oder in Form einer Stiftung weiterzuführen, wurde im Kreistag durch den Oberbürgermeister von Schwandorf wie ein Revisionsantrag vor einem Amtsgericht behandelt und kurz und bündig - ohne auf den Inhalt einzugehen - im Geschäftsordnungsverfahren abgebügelt.

Dieses Vorgehen zeigte ein weiteres Mal, dass es nie um eine für alle Bürger des Landkreises tragbare Lastenverteilung ging. Unser Krankenhaus, das mit die beste Belegung aller Kreiskrankenhäuser hatte, wurde es für die anderen Kliniken geopfert, obwohl unser Gebiet verkehrsmäßig am schlechtesten erschlossen ist. Den Preis zahlen wir Neunburger Bürger. Geopfert für andere und nicht – wie der ehemalige Regierungspräsident Weidinger glaubte sagen zu müssen - „absolut richtig und zukunftsträchtig“ gehandelt.

Enttäuschend ist auch das Verhalten des Bayerischen Sozialministeriums.

Zunächst wurde noch am Sitzungstag des Krankenhausplanungsausschusses MdL Marianne Deml von der Staatsministerin Stewens informiert, dass die Entscheidung über die „Konsolidierung und strategische Neuausrichtung der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft im Landkreis Schwandorf“ wegen Unausgewogenheit vertagt worden sei.

Obwohl diese Aussage von ihr mehrfach bestätigt wurde, hat der Krankenhausplanungsausschuss an diesem Tag einstimmig die Herausnahme des Neunburger Krankenhauses aus der Grundversorgung beschlossen. Demzufolge haben alle Vertreter der Politik und der Kassen gegen Neunburg gestimmt. Von Frau Stewens haben wir diesbezüglich nichts mehr gehört. Schreiben an Herrn Ministerpräsidenten Stoiber und andere Ministerien wurden nicht einmal beantwortet!

Mit der Schließung unseres kleinen - aber von der Bevölkerung bestens angenommenen - Krankenhauses wurde uns keine Wunde zugefügt, die mal wieder verheilt - nein Neunburg wurde amputiert. Es bleiben für uns Neunburger:

  • der Verlust einer zeitgerechten medizinischen Grundversorgung und Notversorgung außerhalb der Praxiszeiten,

  • die erheblich eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten,

  • der Wegfall von über 70 Arbeitsplätzen und

  • zukünftige Probleme als Industriestandort.

Von den über 14 Mio. Mark vergeudeten Sanierungskosten wollen wir noch gar nicht reden.

Von uns Neunburgern wird erwartet, „dass wir nach vorne blicken“ und das Beste aus unserer Situation machen. Doch welche Aussichten und Aspekte haben wir als Ersatz für unsere verlorene ärztliche Grundversorgung? Nicht einmal die seinerzeit vom Landrat angekündigten Nachfolgelösungen, wie Notarztstandort, zusätzliche Facharztpraxen u.a. sind Realität. Der einzige Lichtblick ist, dass wir Neunburger von „unserem Internisten Dr. Wagner „ in Oberviechtach stationär behandelt werden können.

Die propagandistisch von der Landkreisverwaltung dick aufgezogene Berichterstattung über die Verlegung der Bushaltestelle in Oberviechtach um 100 m ist uns als Ersatz für unser Krankenhaus zuwenig. Unser Aktionskreis Gesundheit hat wenigstens schon erreicht, dass der 24-stün-dige Winterdienst sofort eingerichtet wurde, und dass der Ausbau der kurvenreichen Straße zwischen Dieterskirchen und Oberviechtach im gültigen 6. Ausbauplan in der 1. Dringlichkeit enthalten ist.

Untauglich jedenfalls ist der Versuch nun auch noch nachträglich, die Schließung des Krankenhauses Neunburg zu rechtfertigen. Der „Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2003“ sollte als Beweis dienen, dass Neunburg den höchsten Verlust erwirtschaftet habe und es somit richtig war, dieses unrentable Haus zu schließen.

In der Oktober Ausgabe des Schwarzachtal Anzeigers ich habe dazu Stellung genommen. Tatsache ist, dass in diesem Bericht, Neunburg mit Abstand den höchsten Nutzungsgrad hatte und betriebswirtschaftlich richtig ist, dass dem Krankenhaus Neunburg über 550.000 Euro Kosten für Schließung und Umwidmung zugerechnet wurden. Falsch und Unsinn ist, dass dann einige „Fachleute“ diese Daten miteinander vergleichen.

Das können wir uns einfach nicht gefallen lassen, deshalb hier abschließend noch einmal unsere Ziele. Der Aktionskreis Gesundheit setzt sich für das Gesundheitswesen des Altlandkreises Neunburg vorm Wald ein durch:

  • Informationsveranstaltungen, Vorträge  und Pressearbeit

  • ständiges Einfordern von akzeptablen Ersatzlösungen und gegebenen Versprechungen

  • Verbesserungen des Miteinanders im medizinischen Bereich

Die Bevölkerung des Altlandkreises Neunburg v.W. erinnert sich an ihr kleines, aber feines 

Kreiskrankenhaus.

Es hatte eine Zukunft und wurde für die anderen Kreiskrankenhäuser geopfert. An die Menschen dachte keiner!

Für die Schließung unseres Hauses stimmten:

Landrat Volker Liedtke aus Burglengenfeld und sein Vertreter Joachim Hanisch aus Bruck, an dessen Aussage vor der Wahl wir uns noch gut erinnern,

die gesamte SPD-Fraktion außer Margot Weber;

von der CSU Michael Kaplitz und Hans Kraus aus Schwandorf sowie
Kurt Fink aus Teublitz;

 

von den Freien Wählern Maria Schlögl aus Wernberg – Köblitz, Josef Fischer aus Nabburg, Albert Maier aus Pfreimd, Josef Meier und Brigitte Schießl aus Schwarzenfeld;

von der ÖDP Arnold Kimmerl aus Pfreimd und Heidi Eckl aus Nabburg

sowie der Grüne Rudi Sommer aus Bruck.

 

              Das werden wir nicht vergessen.

 

 

Unser Dank gilt allen Kreisräten, die uns bis zur letzten Minute beistanden und sich für uns einsetzten – auch daran werden wir denken.

 

Remember, remember the 24. of November!

 

Peter Wunder
Sprecher Aktionskreis Gesundheit


 

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